Gewalt gegen Frauen begegnet uns tagtäglich. Egal ob in Form von Anschreien, Manipulation, oder ein Klatsch auf dem Po. Schubsen, Schlagen, Stalking, das Handy der Freundin durchsuchen? Das alles sind Formen der Gewalt an Frauen. Jede Frau kennt diese Form der Gewalt und jede Frau läuft Gefahr von Gewalt betroffen zu sein. Einfach weil sie eine Frau ist.
Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Die Dunkelziffer liegt allerdings um einiges höher. Bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen in Partnerschaften sind die Opfer zu 98,4% weiblich, bei Stalking und Bedrohung in der Partnerschaft sind es fast 88,5%. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung sowie bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen sind 77% der Opfer Frauen.
Was ist Gewalt an Frauen?
Gewalt an Frauen hat viele Facetten. Manche Formen sind offensichtlich zu erkennen und hinterlassen körperliche Spuren, manche sind versteckter und nicht so einfach nachzuweisen. Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei immer um Gewalt gegen Frauen, die wir entschlossen bekämpfen müssen.
Wir unterscheiden bei Gewalt gegen Frauen zwischenpsychischer Gewalt, körperlicher Gewalt und sexualisierter Gewalt.
Psychische Gewalt wird oft übersehen und noch öfter nicht ernst genommen wird. Denn hierbei gibt es keine körperliche Spuren, wie blaue Flecken, um die Tat nachzuweisen. Nichtsdestotrotz existiert diese Gewalt und wird ausgeübt. Ein Beispiel für psychische Gewalt kann sein, wenn man vom Partner angeschrien, beleidigt oder manipuliert wird.
Körperliche Gewalt wird oftmals deutlicher wahrgenommen, als psychische Gewalt, aber das auch nur wenn körperliche Spuren vorhanden sind. Die sind nämlich bei körperlicher Gewalt oft nicht zwangsläufig vorhanden. Gewalt gegen Frauen, etwa in Form von „Schubsen im Streit“ bspw. wird oft heruntergespielt und dabei nicht als Gewalt ernst genommen.
Sexualisierter Gewalt bezeichnet die Gewalt, die im Kontext von sexuellen Handlungen ausgeübt wird. Da hier aber nicht die Sexualität, sondern die Machtausübung im Vordergrund der Gewalt steht, wird hierbei die Formulierung sexualisierte Gewalt verwendet. Der Grund für sexualisierte Gewalt liegt nämlich nicht, wie oft behauptet, im Sexualtrieb von Männern, sondern in durch das Patriarchat anerzogenen Rollenbildern und der damit verbundenen Machtposition innerhalb dieses Systems.
Die höchste Form der Gewalt an Frauen ist ein Femizid. Femizid, das bezeichnet den Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. In Deutschland greift ein Mann alle 45 Minuten eine Frau an (meist (Ex-)Partnerin, oder Familienangehörige), oder verletzt sie. Jeden Tag gibt es in Deutschland einen versuchten Femizid und jeden 3. Tag ermordet ein Mann eine Frau in Deutschland.Angesichts dieser Zahlen kann man nicht, wie es in der bürgerlichen Presse nur zu oft dargestellt wird, von einem „Einzelfall“, einem „Familiendrama“ oder einer „Beziehungstat“ sprechen. Frauenmorde, also Femizide und Gewalt an Frauen, sind ein allgegenwärtiges Thema. Sie sind nicht privat, sondern politisch. Und genau so werden wir damit umgehen. Wir müssen die gesellschaftlich-patriarchalen Zusammenhänge aufzeigen, die diesen Taten zugrunde liegen.
Welche Rolle spielt Gewalt gegen Frauen in diesem System?
Wir leben aktuell im Kapitalismus und Patriarchat. Ein System, welches sich durch die Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen auszeichnet. Dieses System hat zur Aufrechterhaltung verschiedene integrative Methoden hervorgebracht, mit denen man in das System gepresst werden soll. Führen diese integrativen Methoden nicht dazu, dass man sich scheinbar freiwillig diesem System unterwirft, soll Gewalt als Methode schließlich zu dieser Unterwerfung führen. Gewalt spielt deswegen in diesem System eine ganz besondere Rolle. Sie hat die Funktion die Unterdrückung der Frau, sowie die Vormachtstellung des Mannes aufrecht zu erhalten. Frauen sollen durch diese Gewalt klein gehalten und davon abgebracht werden Widerstand zu leisten.
Unser Umgang mit Gewalt gegen Frauen
Wenn wir von Gewalt gegen Frauen erfahren, dann ist das wichtigste Prinzip, dass wir der Frau glauben. Viele Frauen trauen sich oft nicht von ihren Gewalterfahrungen zu berichten. Wenn doch, dann wird ihnen nicht geglaubt und vor Gerichten ist es meistens unmöglich Gewalttaten zu beweisen. Selbst bei Beweisen für die Gewalttat werden die Taten oftmals verharmlost und die Frauen sind mit retraumatisierenden Verfahren konfrontiert.
Wenn wir von Gewalt gegen Frauen mitbekommen, dann muss nicht die Frau die Gewalttat beweisen, sondern der Mann muss glaubwürdig darlegen, dass er die Tat nicht begangen hat.
Somit stellen wir uns parteiisch auf die Seite der Frau. Zudem beziehen wir uns auf Fakten und nicht auf Gerüchte. Das bedeutet nicht, dass eine Tat für uns nur dann als bewiesen gilt, wenn es Beweise oder Gegenbeweise gibt. Aber es bedeutet, dass wir uns auf Erzählungen und Berichte von Personen stützen, die direkt oder indirekt mit der Tat zu tun haben. Wenn wir über Ecken von der Freundin eines Freundes von einer Tat hören, dann sollten wir dem nachgehen – können uns aber nicht darauf verlassen, dass die Gegebenheiten genau so stimmen, wie sie geschildert werden. Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen bedeutet auch die Tat möglichst genau zu analysieren und das geht nur, wenn wir unsere Analyse nicht auf Gerüchte stützen.
Bei der Einordnung patriarchaler Gewalt ist es wichtig, dass wir Emotionen außen vorlassen, wenn es um den Umgang und die Bewertung von Gewalttaten geht. Egal ob der Täter zu unserem nahen Umfeld gehört und man die Betroffene vielleicht nicht so sympathisch findet. Viel zu oft hören wir bei Fällen von Gewalt an Frauen Sätze wie „Ich kenne den schon seit Jahren, der würde so etwas nie machen“. Solche Äußerungen und Gefühle haben bei der Analyse patriarchaler Gewalt aber nichts zu suchen!
Hinzufügend lassen wir die Frauen bei der Bewertung der Gewalt nicht alleine. Das bedeutet, dass wir gemeinsam mit der Betroffenen die Tat analysieren, in einen politischen Kontext setzten und diese einordnen. Die Grenze zwischen patriarchalem Fehlverhalten und patriarchaler Gewalt ist fließend. Dementsprechend müssen wir die Vorfälle konkret untersuchen und in den entsprechenden Kontext setzten. Die Frau die Tat alleine einordnen und beurteilen zu lassen wäre aus verschiedenen Gründen falsch: Sie alleine die Tat einordnen zu lassen würde bedeuten sie mit einer solch schweren Entscheidung und dem Umgang damit alleine zu lassen. Wir lassen aber unsere proletarischen Schwestern nicht alleine, im Umgang und Kampf gegen patriarchale Gewalt! Gleichzeitig ist es wichtig die Tat gemeinsam einzuordnen, denn allzu oft erleben Frauen Gewalt im Alltag und empfinden vieles dadurch schon als normal. Taten werden somit oft runter gespielt und nicht als das erkannt, was es ist. Um aber einen richtigen Umgang mit der Tat zu finden muss sie in Konsequenz daraus auch korrekt eingeordnet werden. Das funktioniert in der Regel nur gemeinsam!
Wie bekämpfen wir Gewalt an Frauen?
Unsere erste Antwort auf Gewalt an Frauen heißt Frauensolidarität! Frauensolidarität heißt einander zu glauben, sich zu unterstützen und füreinander einzustehen. Es bedeutet bei Gewalt an Frauen und patriarchalem Verhalten nicht weg zu schauen. Wenn wir sehen, dass eine Frau sich unwohl fühlt oder etwas nicht möchte – dann fragen wir ob wir ihr helfen können und unterstützen sie da, wo es geht! Es bedeutet uns nicht in scheinbare Konkurrentinnen spalten zu lassen, wie es uns oft weis gemacht wird, sondern uns als Frauen gemeinsam zu organisieren und uns zu verbünden. Frauensolidarität bedeutet aber ebenso uns gegenseitig als Frauen zu kritisieren, bei bspw. falschem eigenem bürgerlichem Verhalten – um uns gemeinsam zu verbessern und zu stärkeren Kämpferinnen zu werden im Kampf gegen Patriarchat und Kapitalismus.
Wenn wir Gewalt an Frauen bekämpfen wollen, dann müssen patriarchales Verhalten kritisieren überall dort wo es uns begegnet. Wir müssen eine Bewusstseinsänderung bei uns und unseren Umfeld schaffen, egal ob auf der Arbeit bei Kolleg:innen, in der Schule oder auch bei unseren Genoss:innen. Nur so können wir Gewalt an Frauen verhindern, bevor sie auftritt.
All das reicht aber nicht aus, unser Kampf gegen patriarchales Verhalten und Gewalt an Frauen muss noch weiter gehen. Wir müssen als Frauen gegen dieses System ankämpfen, welches von unserer Unterdrückung und Ausbeutung profitiert. Und das in Form der Frauenrevolution. Die Frauenrevolution ist eine Revolution, die für die Befreiung aller Geschlechter kämpft und konsequent gegen jegliche Form patriarchalen Verhaltens bekämpft. Aber für eine erfolgreiche Frauenrevolution müssen wir die Grundpfeiler des Patriarchats bekämpfen, also auch den Kapitalismus. Was wir also brauchen ist eine sozialistische Revolution, die ein System erkämpft welches frei ist von Ausbeutung und Unterdrückung.
Kämpfen wir also als Frauen gegen gegen Kapitalismus und Patriarchat. Kämpfen wir für die Frauenrevolution und für den Sozialismus!