Kapitalismus und Patriarchat den Kampf ansagen – Frauenrevolution leben!
Wir leben heute in einem System, welches immer wieder neue Krisen hervorbringt. Seien es Wirtschaftskrisen, durch dir wir als Arbeiter:innen immer wieder mit Preissteigerungen, Reallohnverlusten und Entlassungen konfrontiert sind, Kriege und Aufrüstung oder eine zunehmende Faschisierung. All diese Entwicklungen haben eines gemeinsam: sie werden verursacht durch die kapitalistischen Interessen einiger Weniger, die die Macht in diesem System haben: die Kapitalist:innen. Sie beuten uns als Arbeiter:innen aus und schlagen Profit aus der Arbeit, die wir verrichten. Als Frauen der Arbeiter:innenklasse erleben wir eine besondere Form der Ausbeutung und Unterdrückung, denn ein Unterdrückungssystem, welches sich der Kapitalismus zunutze macht, ist das Patriarchat. . Das Patriarchat ist das älteste Unterdrückungsverhältnis der Welt. Mit der Verwebung von Kapitalismus und Patriarchat wird die proletarische Frau nicht nur als Arbeiterin, sondern auch als Frau ausgebeutet. Nicht nur auf der Lohnarbeit, sondern auch im Haushalt durch die unbezahlte Reproduktionsarbeit, die wir tagtäglich leisten. Dieses Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnis wird durch die bürgerliche Kleinfamilie, klassisch bestehend aus Mutter, Vater und Kinder, aufrecht gehalten. Das führt zum einen dazu, dass andere Geschlechter, abseits von Mann und Frau, im Auge des Kapitals keinen Platz in dieser Gesellschaft haben und somit meist einer besonderen Unterdrückung ausgesetzt sind. Zum anderen führt es dazu, dass auch Frauen immer wieder in längst überholte Rollenbilder, wie dem der Mutter und Hausfrau gedrängt werden. Die Folgen davon sind weitreichend:
- das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, um sicherzustellen, dass genug neue Arbeitskräfte geboren werden
- in kapitalistischen Krisen sind wir meist die ersten, die von Entlassungen betroffen sind, denn dann ist es unsere Aufgabe die Arbeitskraft im Privaten wieder herzustellen, indem wir Kochen, Putzen und uns um unsere Angehörigen kümmern
- mit Gewalt sollen wir auf unseren vermeintlich naturgegebenen Platz zurückgedrängt werden
Das sind nur wenige Beispiele dafür, wie Kapitalismus und Patriarchat zusammenspielen, um sich auf der Grundlage unserer Ausbeutung und Unterdrückung selbst zu erhalten. Doch wir wissen: gemeinsam können wir dem etwas entgegensetzen!
Denn als Arbeiter:innen sind wir mehr und wir haben die Macht eine Veränderung zu erreichen, wenn wir uns zusammenschließen und uns organisieren im Kampf für den Sozialismus. Als Frauen haben wir dabei nochmal mehr zu gewinnen. Doch mit einer sozialistischen Revolution werden wir nicht automatisch frei sein vom Patriarchat, denn als ältestes Unterdrückungssystem der Welt ist es tief in unserer Gesellschaft und in unseren Köpfen verankert. Um das Stück für Stück zu beseitigen braucht es bewusste Anstrengungen und einen organisieren Kampf dagegen: Es braucht die Frauenrevolution.
Die Frauenrevolution ist eine gesellschaftliche Revolution, die schon heute im Kapitalismus beginnen muss und weit über die sozialistische Revolution hinaus gehen muss. Sie muss ein ständiger Wegbegleiter sein im Kampf für eine befreite Gesellschaft. Dabei stehen uns im Sozialismus ganz andere Mittel zur Verfügung, als im Kapitalismus. So muss im Sozialismus die Reproduktionsarbeit aus der privaten Sphäre herausgeholt und vergesellschaftet werden, beispielsweise durch flächendeckende und kollektive Kindebetreuung und -erziehung oder auch öffentliche Wäschereien. Genauso muss konsequent durch den Staat beispielsweise gegen Gewalt an Frauen vorgegangen werden und diese geschlechtsspezifische Gewalt bekämpft und somit zurückgedrängt werden. Auch wird die Notwendigkeit der Einordnung von Menschen in das binäre Geschlechtersystem und dementsprechend auch die Zuweisung von bestimmten Geschlechterrollen dadurch zunehmend irrelevant, dass die Reproduktionsarbeit nicht mehr in der bürgerlichen Kleinfamilie fällt.
Aber was genau meinen wir jetzt eigentlich damit, wenn wir sagen, dass die Frauenrevolution schon heute beginnen muss?
Es bedeutet, dass wir schon heute die Grundsteine dafür legen müssen, dass wir all das irgendwann erreichen können, dass wir als Frauen einmal frei von der Unterdrückung durch das Patriarchat leben können.
Wenn wir davon sprechen, dass die Frauenrevolution heute beginnt, dann heißt das für uns, dass wir schon jetzt unserem Fühlen, Handeln und Denken das Bewusstsein über die Notwendigkeit der Frauenrevolution zugrunde legen. Dafür müssen wir zunächst verstehen, wie das Patriarchat überhaupt erst Einfluss auf unser Fühlen, Handeln und Denken nimmt. Wir müssen uns den bürgerlichen Geschlechterrollen bewusst sein und erkennen, wie sie auf uns selbst und andere wirken – kurzum: Um das Patriarchat zu bekämpfen, müssen wir Geschlechtsbewusstsein entwickeln und diese Anforderung auch an alle anderen Genoss:innen im Kollektiv stellen. Dabei halten wir unserer Unterdrückung die Frauensolidarität entgegen. Wir organisieren gemeinsam den aktiven Widerstand und stehen Seite an Seite im Kampf gegen das Patriarchat und den Kapitalismus. Statt in bürgerliches Konkurrenzdenken zu verfallen und uns spalten zu lassen, ziehen wir Kraft aus der Entwicklung unserer Genossinnen und lassen das Ziel der Frauenrevolution über all unseren Unterschieden stehen. Unsere stärkste Waffe im Kampf gegen diese Ordnung ist unser Zusammenschluss als revolutionäres Kollektiv.
Unsere Aufgabe heute muss es also sein, die organisierte Bewegung kämpferischer Arbeiterinnen aufzubauen. Wir brauchen eine klassenkämpferische Frauenbewegung, die den Kampf gegen das Patriarchat nicht auf später verschiebt, aber auch versteht, dass dieser nicht isoliert vom Kampf gegen den Kapitalismus geführt werden kann. Der Kampf für den Sozialismus und der Kampf für die Frauenrevolution müssen also Hand in Hand gehen und in diesem Kampf müssen Frauen, trans und nicht-binäre Personen an vorderster Front stehen, denn vor allem sind wir es, die ihre Freiheit zu gewinnen haben!