Unsere Grundlegenden politischen Positionen
Wir sind das Frauenkollektiv, eine Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters, das es in mehreren Städten Deutschlands gibt. Wir haben verschiedene Erfahrungen in unserem Leben gemacht und sind in unterschiedlichen Lebenssituationen – und dennoch verbindet uns etwas: Wir sind Frauen der Arbeiter:innenklasse und kämpfen gegen Patriarchat und Kapitalismus.
Dies bringt offensichtliche und weniger offensichtliche Besonderheiten mit sich. Uns allen wurden bestimmte Verhaltensweisen, Rollenbilder und Erwartungen vermittelt, die definieren, wie wir uns selbst als Frauen sehen (sollen) und wie wir von anderen wahrgenommen werden. Dabei ist „Frau sein“ für uns nicht eine von zwei binären Optionen, das binäre Geschlechtersystem ist wissenschaftlich überholt.
Um dieses System zu überwinden, indem Millionen Menschen auf Grund ihres Geschlechts und ihrer Klassenzugehörigkeit ausgebeutet und unterdrückt werden, organisieren wir uns im Frauenkollektiv, schaffen einen Raum, in dem wir Frauensolidarität zur konkreten Praxis werden lassen und kämpfen für eine klassenlose Gesellschaft, in der die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist.
Dabei machen wir Unterdrückungsverhältnisse und ihre Profiteur:innen sichtbar und unterstützen gleichzeitig Betroffene von vielfacher Ausbeutung und Unterdrückung. Denn als Frauen sind wir alles andere als frei und gleichberechtigt. Tagtäglich erleben wir in dieser kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaft, wie rückschrittliche Rollenbilder fortwährend zum Tragen kommen. Auch werden Frauen an der Spitze des kapitalistischen Systems im Sinne der bürgerlich-feministischen Bewegung als fortschrittlich dargestellt, obwohl sie selbst die Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterinnen stützen. Wir wehren uns seit Jahrhunderten dagegen, als das „schwächere Geschlecht“ bezeichnet zu werden. Wir wehren uns, wenn über uns gewitzelt wird, wir weniger verdienen, wir weniger zu sagen haben oder von uns Gesagtes permanent in Frage gestellt wird. Wir schließen uns zusammen, wenn uns Gewalt in verschiedensten Facetten im Alltag begegnet und angetan wird.
Wir Frauen sind einer mehrfachen Ausbeutung und Unterdrückung ausgesetzt. Von uns wird erwartet, dass wir ohne Widerworte die reproduktive Arbeit leisten, uns um Haushalt, Kindererziehung und Pflege von Angehörigen kümmern, und dabei immer dem Bild der perfekten Partnerin, Mutter und Karrierefrau entsprechen. Wir sollen unsere Körper vermarktbar machen, unsere Arbeitskraft verkaufen und dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen. Das gilt beispielsweise für die Arbeitswelt oder die Darstellung von Sexualität, schlägt sich aber in allen Bereichen der Gesellschaft nieder.
Unsere Bedürfnisse sollen wir dabei aus dem Blick verlieren. Es gibt unzählige Beispiele, die im Gesamten betrachtet die systematische Unterdrückung der Frau verdeutlichen. Dieses System nennt sich Patriarchat. Unter dem Patriarchat verstehen wir die seit Jahrtausenden bestehende Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, die sich in einer männlich dominierten Gesellschaft und der besonderen Ausbeutung von Frauen ausdrückt.
Der Kapitalismus hat sich dieses Unterdrückungsverhältnis zu Nutzen gemacht, indem Frauen in die unbezahlte private Reproduktionsarbeit gedrängt und ökonomisch als Arbeiterinnen verstärktausgebeutet werden. Letzteres äußert sich z.B. in den geringeren Löhnen bei gleicher Arbeit oder den prekären Beschäftigungsverhältnissen. Außerdem nutzt der Kapitalismus das Patriarchat als Spaltungsinstrument zwischen den Arbeiter:innen und festigt somit sein Bestehen.
Dementsprechend gehen Kapitalismus und Patriarchat Hand in Hand. Unser Kampf muss daher nicht nur gegen das Patriarchat, sondern immer auch gegen den Kapitalismus sein. Uns ist bewusst, dass an alle Geschlechter Rollenbilder und Erwartungen gestellt werden. Männern wird dabei eine besondere Rolle zu Teil: Heute profitiert jeder Mann durch das Patriarchat, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht.
Wir stehen ein für ein System, in dem wir nicht nur formal gleichgestellt sind, sondern in der diese Gleichberechtigung im Leben aller ankommt! Wir kämpfen für eine gesellschaftliche Zukunft, die nicht nach dem Profit großer Konzerne und im Interesse weniger organisiert ist, sondern nach unseren Interessen und Bedürfnissen. Diese Gesellschaft ist der Sozialismus.
Im Kapitalismus können wir das Patriarchat nicht überwinden, trotzdem beginnt unser Kampf bereits heute! Mit der Frauenrevolution kämpfen wir auch heute gegen die Unterdrückung und Ausbeutung aufgrund unseres Geschlechts. Nur indem wir heute bereits gegen das Patriarchat ankämpfen, können wir den Grundstein für dessen Überwindung legen. Die Frauenrevolution wird von den Frauen der Arbeiter:innenklasse angeführt, denn wir proletarische Frauen sind es, die unsere eigene Befreiung erkämpfen müssen.
Für Selbstbestimmung und Selbstverantwortung! Wir organisieren uns gemeinsam als Frauen, bringen politische Aktionen hervor, stellen uns gegen dieses System und treten aus der Stille heraus. Wir stärken uns, indem wir Frauensolidarität leben und gegen Kapital und Patriarchat kämpfen.
Wir stehen zusammen und sind uns einig: Keine Frau ist allein mit dem, was sie erlebt!
Ein Angriff auf Eine von uns ist ein Angriff auf Alle von uns!
Frauenrevolution bedeutet Freiheit!“
Stand 3. Kongress 2024
1. Das Frauenkollektiv ist eine offene sozialistische Gruppe. Beim Frauenkollektiv kann jede Person mitmachen, die sich als Frau versteht, die sich aktiv für die eigenen Interessen und die anderer einsetzen will und unser Selbstverständnis und unser Statut anerkennt. Das Frauenkollektiv ist Teil der Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO).
2. In unserer Arbeit achten wir auf einen solidarischen, respektvollen und vertrauensvollen Umgang und arbeiten daran jeglichen gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismus zu bekämpfen. Dabei achten wir darauf, dass alle Stimmen und Positionen gehört werden. Kommen wir in der Diskussion nicht zu einer einheitlichen Meinung, stimmen wir mit Hilfe des Prinzips der einfachen Mehrheit ab. Bei schweren oder mehrfachen Verstößen gegen die oben genannten Grundsätze können die Ortsgruppen Mitglieder aus der Arbeit des Frauenkollektivs ausschließen.
3. Die Ortsgruppen organisieren ihre Arbeit eigenverantwortlich im Rahmen von Statut und Selbstverständnis sowie der gemeinsamen bundesweiten Aktivitäten.
4. Jede Ortsgruppe finanziert sich durch freiwillige monatliche Beiträge der Mitglieder und Spenden. Ein Drittel der Einnahmen wird an die bundesweite Kasse abgeführt. Die Kassenwärterin der Ortsgruppe ist zuständig dafür, das Geld einzusammeln und an die bundesweite Kasse weiterzugeben.
5. Das höchste Organ des Frauenkollektivs ist der Kongress. Dieser findet alle zwei Jahre statt. Ein außerordentlicher Kongress muss auf Wunsch von 1/3 der Ortsgruppen innerhalb von 3 Monaten einberufen werden. Auf dem Kongress werden Selbstverständnis und Statut beschlossen odergeändert. Der Kongress beschließt die weitere Ausrichtung der Arbeit des Frauenkollektivs und legt die zentralen Aufgaben des Vorstands für die kommende Periode fest. Die Ortsgruppen wählen stimmberechtigte Delegierte für den Kongress. Der Delegiertenschlüssel wird durch den Vorstand festgelegt. Der Vorstand hat die Aufgabe möglichst vielen weiteren Mitgliedern die Teilnahme am Kongress zu ermöglichen, damit diese dort ihre Meinung äußern können.
6. Zwischen den Kongressen wird die Arbeit durch den Vorstand geleitet. Der Vorstand wird auf dem Kongress gewählt und seine Größe wird auf dem Kongress festgelegt. Ortsgruppen, die nicht im Vorstand vertreten sind, sollen eine verantwortliche Kontaktperson benennen. Der Vorstand hat folgende Aufgaben:
• Die Entwicklung des Frauenkollektivs und die Anleitung der Ortsgruppen
• Vorbereitung und Organisierung von bundesweiten Aktivitäten und Aktionen
• Das Frauenkollektiv als Gesamtorganisation nach außen vertreten, die bundesweite Bündnisarbeit koordinieren und Erklärungen zu politischen Entwicklungen verfassen
• Den Kongress organisieren und vorbereiten
• Bei Bedarf zwischen den Kongressen bundesweite Zusammenkünfte organisieren
Der Vorstand muss bei Kooptierung und Entlassung von Vorstandsmitgliedern die Ortsgruppen darüber informieren und die Entscheidung begründen. Wenn die Mehrheit der Ortsgruppen nicht mit dieser Entscheidung einverstanden sind, schlägt der Vorstand eine weitere Person vor. Wenn die Ortsgruppen damit auch nicht einverstanden sind, wird ein außerordentlicher Kongress einberufen.
Der Vorstand informiert regelmäßig alle Ortsgruppen in Form von schriftlichen Berichten über die Arbeit und legt Rechenschaft gegenüber allen Mitgliedern ab.
Stand: 3. Kongress 2024
Föderation Klassenkämpferischer Organisationen
Das Frauenkollektiv ist Teil der Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO). Sie ist ein Zusammenschluss mehrerer offener sozialistischer Organisationen, darunter das Solidartitätsnetzwerk, die Internationalen Jugend, das Studierendenkollektiv, Betriebskampf und dem Frauenkollektiv selbst.


Internationale Jugend
Die Internationale Jugend ist eine Klassenkämpferische, Sozialistische Jugend-/ und Schüler:innenorganisation

Solidaritätsnetzwerk
Das Solidaritätsnetzwerk ist eine sozialistische Stadtteilorganisation

Studierendenkollektiv
Studierende im Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat

Betriebskampf
Betriebskampf ist ein Vernetzungsprojekt klassenkämpferischer Arbeiter:innen