Wir wissen, dass es in einer patriarchalen Gesellschaft keine vollständigen „Schutzräume“ gibt. Trotzdem möchten wir als Frauenkollektiv unseren Teil beitragen, um diesem Ziel näher zu kommen.

Wir alle wachsen heute im Kapitalismus und Patriarchat auf und leben in diesen. So werden wir auch sozialisiert und erzogen. In der Schule, durch Medien und Kultur, zu Hause und überall. Kein Mensch kann sich davon freisprechen. Als Frauen werden wir überall damit konfrontiert, dass wir den Rollenbildern entsprechen müssen und wir alle erleiden die verschiedenen Arten der Unterdrückung durch das Patriarchat. 

Männer und Frauen haben heute ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Wir werden beispielsweise so erzogen, dass wir ruhig sein sollen, am besten nicht auffallen, im Hintergrund stehen. Bei Jungen/ Männern ist das Gegenteil der Fall. So ist es zum Beispiel auch in der Politik für viele Männer leichter, in den Vordergrund zu treten, Reden zu halten oder laut auf die Straße zu gehen. Und auch in der linken Bewegung finden wir patriarchales Verhalten und Denken. Wenn wir heute also Männer und Frauen, obwohl sie keine gleichen Voraussetzungen haben, einfach gleich behandeln, schaffen wir keine Gleichheit. Im Gegenteil, wir würden das Unterdrückungsverhältnis lediglich reproduzieren.

Wir brauchen Orte, an denen wir in einem möglichst geschützten Rahmen diskutieren können, uns gemeinsam bilden und entwickeln und unseren Kampf gegen das Patriarchat organisieren können. Um diese freien und sicheren Räume zu schaffen, muss es uns möglich sein, die Menschen davon auszuschließen, die vom Patriarchat profitieren und uns unterdrücken!

Für uns ist das ein wichtiger Punkt, wenn wir darüber sprechen, warum wir uns als Frauen zusammenschließen, warum wir Frauenräume schaffen und warum wir Aktionen planen, bei denen nur wir auf der Straße stehen. 

Um gegen die Reproduktion von patriarchalem Verhalten und Denken vorzugehen, müssen wir zu allererst dessen Dynamiken verstehen und analysieren lernen.

Uns ist es wichtig, hierbei verschiedene Fehler nicht zu begehen. 

…Frauen machen politisch nicht nur die Frauenarbeit!…

Es ist wichtig, dass der Kampf gegen das Patriarchat mit anderen politischen Kämpfen verbunden ist. Reaktionäre Bewegungen wie die des Faschismus sind explizit antifeministisch und richten sich gegen unsere Forderungen und Interessen. Wenn Faschist:innen Abtreibungsverbote und die Rückkehr zu traditionellen Familienbildern fordern, wird klar: Der feministische Kampf muss antifaschistisch sein. 

Auch deshalb ist es in der Praxis wichtig, dass der Kampf gegen das Patriarchat nicht all unsere Energie und Zeit beansprucht. Wir müssen auch in anderen Kampffeldern präsent und vorantreibend sein.

Aber auch in der linken Bewegung finden wir zuweil noch patriarchales Verhalten und Denken. Auch das ist ein weiterer Grund weshalb wir auch hier, innerhalb der linken Strukturen, Frauenräume und Frauengruppen benötigen. 

Wenn wir uns anschauen, dass überall auf der Welt Frauen auf die Straßen gehen, um für ihre Rechte zu kämpfen, ist es ebenfalls selbsterklärend, dass wir international einen gemeinsamen Kampf führen. Keine von uns ist frei, solange auch nur eine von uns noch in Unfreiheit lebt!

...Nicht die Männer sind unsere Feinde!…

Wir wollen die Jugend und die Arbeiter:innen nicht in verschiedene Geschlechter spalten. Wir denken auch nicht, dass die Männer diejenigen sind, gegen die wir kämpfen. Den Kampf gegen das Patriarchat in unseren eigenen Reihen führen wir nicht, um uns zu spalten, sondern um uns als Unterdrückte in diesem System zu vereinen. Das bedeutet natürlich, dass wir gegen sexistische und falsche Verhaltensweisen, die Männer an den Tag legen, konsequent kämpfen und keine Unterdrückung akzeptieren. 

Der Kampf gegen das Patriarchat bedeutet für uns der Kampf für die Befreiung aller Geschlechter.